Jadranko Rebec
Über meine Malerei
…Das Farbgeschehen im Bilde trägt im Wesentlichen die Aussage. So fühle ich mich eher als ein abstrakter Maler. Damit meine ich die Grundhaltung, Gegenständliches und Figürliches aus der Malerei heraus entstehen zu lassen.Das „Wie“ in der Malerei ist wichtiger als das „Was“. Das inhaltliche Thema ist oft nur Vorwand, um mit dem Malen anzufangen.
Im Malvorgang selbst steckt ein doppelter Prozess: Auftragen und Auskomponieren der Farbmaterie und Herstellen einer optischen Erscheinung. Hierbei ist es die Farbkommunikation durch den Austausch von kalten und warmen Werten, die dem Bild die Spannung verleiht. Die Farbe wird belebt durch das Wechselspiel ihrer Temperatur. Treffen sich komplementäre Gegensätze, reibt sich die Farbe. Sie entfaltet ein Eigenleben mit einer Spannung, die in jedem guten Bild zu finden ist. Während des Malens wird in mir ein Farbkonzept wach. Es orientiert sich am Licht und entwickelt sich während des Malprozesses aktiv weiter.
Obwohl sich meine malerische Intention aus der abstrakten Malerei herleitet -vor allem in der Zeit nach Abschluss des Studiums der Freien Malerei an der Hamburger HfbK bei Gotthard Graubner- fanden sich im Laufe der Jahre immer mehr figürliche Motive in meinen Bildern. Diese entnahm ich oft als Zitat aus der Tagespresse oder aus Illustrierten. Das Gewöhnliche, Banale, Triviale weckte meine Fantasie.
Scheinbar willkürlich genommene Motive in einen neuen Kontext gebracht, bekommen einen neuen Inhalt und eröffnen die Möglichkeit, sie witzigerweise verkehrt zu verbinden, falsch zu verstehen und eine chaotische Welt zu bilden, die sich dann durch die Malerei neu ordnen lässt.
Zudem beinhaltet dieser neue „Malstil“ eine Abrechnung mit der malerischen Tradition der Moderne und deren Vorbildern, nicht zuletzt auch mit meinen Lehrern. Sicher ist hier auch ein Einfluss der Pop-Art zu finden: der Versuch, den Arbeiten einen weniger subjektiven Ausdruck zu geben und eine unpersönliche, anonyme, gemeinschaftliche Note zu verleihen.
Die abgepausten Vorlagenmotive berühren persönliche Stimmungen, Erinnerungen – oft mit Vorliebe für Mode, Sentimentalität, oder Kitsch, die aber mittels unpersönlich ausgeführter Kopiertechniken und Projektionen wieder auf Distanz gebracht werden. So wird ein Zuviel an Subjektivität vermieden.
Die übernommenen Motive erscheinen dann plötzlich in neuem Licht: Die Leichtigkeit der Ironie, das Rätselhafte des Illusionären, die Bildlösung jenseits des Verstehens, lassen skurrile Szenarien entstehen, die auch echt sein könnten, wenn man sie so verstehen wollte.
Ein Thema, das sich schon seit einer Weile durch meine Arbeiten zieht, ist die Ästhetik der Mode und ihre Kommerzialisierung.
Der Günstig-Angebot-Ästhetik des Modekatalogs und die dazugehörigen Sprüche reizen mich, mit ihnen zu spielen. Wenn dann die Motive aus dem Katalog auf meine Leinwand wandern, spiegeln sie dort die Verkaufspsychologie und die Manipulierbarkeit des Geschmacks.
Aber über alle modischen Trends, gewöhnliche Motive und geschmackliche Irrgänge, erhebt sich die Malerei und veredelt durch ihre eigene Regelung selbst die kitschigsten und schrägsten Inhalte.